Aus der Reihe: Erfolgreich gründen – aber wie?
Erfolgreich gründen – aber wie? Seit mehr als 20 Jahren berät Sander Concept in ganz Deutschland Zahnärzte zu dieser Frage. In einer losen Artikelserie in der iNPUT! will ich von unseren Erfahrungen berichten. Dabei erzähle ich Euch die wahren Geschichten von jungen Existenzgründern, natürlich mit geändertem Namen und ohne Ortsangabe.
Jacob war als angestellter MKGChirurg und mit junger Familie schon ein bisschen gesettelt. Aber nun sollte es doch die eigene Praxis sein. Schwierig, denn sein Gehalt – und damit der Lebensstil – war bereits recht komfortabel. Und dennoch: Die Zukunft sollte in der Selbstständigkeit liegen.
Die Suche: Wir kamen ins Spiel, weil Jacob von den Studentenseminaren gehört hatte, die wir anbieten, um die jungen Zahnärzte in der Praxis-BWL fit zu machen. Unser Ziel dabei: Wir wollen keine BWLer ausbilden, sondern Ärzte, die ihren Steuer- und Bankberater verstehen können. Schnell wurde klar, dass diese Aufgabe nicht bei Jacob lag, sondern bei Emily, Ärztin und Ehefrau von Jacob.
Der erste Versuch: Wir boten dem jungen Chirurgen eine lukrative Praxis in der Nähe der deutschen Nordseeküste an. Jacob war begeistert von den Möglichkeiten des Standorts: Viel Geld konnte da ohne großen Wettbewerb verdient werden, die maritimen Freizeitmöglichkeiten waren ganz nach seinem Geschmack. Leider sah Emily das ganz anders. Sie stellte fest: „Wir bleiben in der Stadt, in der wir jetzt schon seit 15 Jahren sind.“ Und Jacob beschloss, sich dieser Sichtweise anzuschließen.
Viele zweite Versuche: In der Studienstadt taten sich nun nach und nach mehrere Möglichkeiten auf. Bei jeder gab es Vor- und Nachteile. Wir entwickelten eine
Bewertungsmatrix, nachdem wir zuvor die Vorstellungen, Wünsche und Träume der beiden beleuchtet hatten. Die schematische Form der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit den Optionen sorgte rasch für Klarheit: Nach einem halben Jahr und drei grundsätzlich geeigneten Alternativen entschied sich Emily – sorry Jacob – für die Übernahme einer etablierten MKGPraxis, die nach sechs Monaten in neue Räume umzog und in der der ehemalige Praxisinhaber und ein weiterer Kollege von Jacob mitarbeiteten.
Grundlage – eine gute Businessplanung: Während der Suche erarbeiteten wir zusammen mit Emily die Finanzplanungen der Alternativen. Dazu nutzten wir ein von uns entwickeltes, leicht verständliches Planungstool. Unser Ziel: Nach ein bis zwei Sitzungen sollte Emily das Programm beherrschen und danach in der Lage sein, jede Alternative ökonomisch selbst zu bewerten. Genau das passierte: Es entstand die komplette Planung mit Investitions-, Ausgaben-, Umsatz-, Liquiditäts- und Rentabilitätsberechnung. Außerdem bereitete Emily das System gleich im Hinblick auf das Erfolgs-Controlling vor.
Der Erfolg: Zwei Monate nach der Übernahme der Praxis betrug der monatliche Umsatz bereits 70 Prozent der langfristigen Planung und lag aktuell deutlich oberhalb der
Businessplanung. Jacob, Emily und die Kinder konnten bereits in der Gründungsphase ruhig schlafen. Allerdings ist sich Jacob nicht zu schade, bei den Zuweisern auch weiterhin Klinken zu putzen, was ihm etwas Freizeit raubt. Aber mit Erfolg.
Fazit: Praxisplanung ist auch Familienplanung. Alle müssen glücklich sein. Da hilf ein etwas schematisches, strukturiertes Vorgehen bei der Entscheidungsfindung. Und eine kompetenzbasierte Finanzplanung sorgt für entspannte Sicherheit. Wir empfehlen die Neuauflage des Lehrbuchs „Meine Zahnarztpraxis – Ökonomie“ von Prof. Dr. Thomas Sander.
Die weiteren Artikel der Serie:
Zwei gründliche Eheleute
Der unternehmerische Alexander
Die konsequente Lilly
Locke, der Chirurg
Der bescheidene Lorenz
Der zögerliche Gustav
Die zielorientierte Nicola
Der flotte Frederic
Der Originalbeitrag ist in der DZW (Ausgabe 18/2018 | Zahnärztlicher Fach-Verlag GmbH) erschienen.