Mit Kommunikation und Mediation fit for dental future
Die Zukunft der Praxen im Sinne von „fit for dental future“ wird heute – neben der Zahnmedizin selbst – durch drei Bereiche bestimmt:
- Personal
- Generation Y
- Entwicklung Praxiszentren
In diesem Beitrag befasst sich der Autor überwiegend mit den zwei erstgenannten Aspekten.
Der Erfolgsfaktor Nr. 1 für Zahnarztpraxen liegt in der Person des Praxisinhabers selbst, und hier speziell in seinem unbedingten Erfolgswillen sowie in seiner Kommunikationsfähigkeit und -bereitschaft. In den Zeiten der Zulassungsbeschränkung und des vielfachen Personalüberschusses brauchte der Zahnarzt diese Talente nicht übermäßig auszuleben, um erfolgreich zu sein. Doch die Situation hat sich geändert: Es gibt immer weniger Praxen mit immer mehr darin arbeitenden Zahnärzten, die kleineren Einheiten mittels der Ausschöpfung von Synergieeffekten zunehmend wettbewerbliche Schwierigkeiten machen. Der Wettbewerb geht dabei nicht nur um Patienten, sondern immer mehr auch um Mitarbeiterinnen. Doch keine Sorge: Auch die Betreiber kleiner Praxen haben das Potenzial, zukünftig bzw. weiterhin erfolgreich zu sein. Dabei geht es immer mehr um Führung.
Der Praxisinhaber ist ein Unternehmer, der für die Akquisition von Patienten und Mitarbeitern sowie deren Führung verantwortlich ist. In beiden Fällen ist Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Mit Neupatienten kommuniziert der Zahnarzt zuerst über die Website. Er stellt sich so dar, dass die Patienten, die zu ihm passen, dies auch erfahren und dann tatsächlich kommen. Aber auch die Kommunikation mit Bestandspatienten trägt zur Neupatientenakquisition bei, weil – begeisternd kommuniziert – die alten Patienten neue werben: Das Empfehlungsmarketing ist nach wie vor von zentraler Bedeutung.
Auf allen Ebenen wird kommuniziert: Zahnarzt mit Team, Zahnarzt mit Zahnarzt, Zahnarzt mit Patient, Team mit Patient. Dabei ist die Erkenntnis, dass „man nicht nicht kommunizieren kann“ (Watzlawick), von zentraler Bedeutung. Egal ob wir reden (verbale Kommunikation) oder nicht (nonverbale Kommunikation), wir kommunizieren immer, wobei die nonverbale Kommunikation überwiegt.
Was hat das nun mit Personal und Generation Y zu tun? Ganz einfach: Wie inzwischen wohl jeder Praxisinhaber spürt, kann sich das Personal seinen Arbeitsplatz aussuchen. Und die Personalknappheit wird weiter zunehmen. Die Praxen sind also gezwungen, attraktive Arbeitsplätze anzubieten. Doch was macht einen Arbeitsplatz attraktiv? Ein hohes Gehalt? Natürlich muss das Gehalt stimmen, und die Gehälter werden insgesamt auch steigen. Doch was für die Mitarbeitergewinnung und -bindung von zentraler Bedeutung ist, ist die Anerkennung und Wertschätzung durch die Führung sowie eine gute Atmosphäre im Team.
Die Wertschätzung muss dabei auch Mitarbeiterinnen entgegengebracht werden, die Begehrlichkeiten aus der Generation Y mitbringen. Ich höre viele Klagen von Inhabern über die „modernen“ Ansprüche an eine WorkLive-Balance, an familiengerechte Arbeitszeiten und an vieles mehr. Doch das nützt alles nichts: Erfolgreich wird die Praxis sein, die hierzu nicht klagt, sondern Antworten hat.
Wie soll das der Praxisinhaber konkret umsetzen? Zunächst ist einmal die Erkenntnis zentral, dass Führung Zeit erfordert: Ausführliche Einstellungsgespräche, empathisches Eingehen auf die Bewerber, jährliche Mitarbeitereinzelgespräche, regelmäßige Team-Meetings, Motivationsmaßnahmen und dauerndes Lob sowie vieles mehr fordern eine bewusste, zeitintensive Kommunikation von der Leitungs- zur Teamebene.
Warum Mediation?
Wenn nicht so kommuniziert wird, wie es für die gedeihliche Entwicklung der Praxis gut ist, entstehen Defizite: Konflikte im Team oder zwischen Führung und Teammitgliedern, die Mitarbeitersuche und -bindung wird problematisch und die Patienten bleiben aus, weil sie die negative Stimmung spüren. Weitere kommunikationsbedingte Konflikte können sein:
- Zwei Praxisinhaber streiten sich über die Gewinnverteilung, die Zukunft der Praxis und vieles mehr.
- Der ausscheidende Zahnarzt will eine hohe Abfindung, die der verbleibende nicht bezahlen will.
- Der Praxiswert ist zwischen den Parteien strittig.
- Der vorgeschlagene Nachfolger passt dem verbleibenden Inhaber nicht.
- Der alte Chef ist zu dominant, meint der junge Kollege.
- Der „Juniorpartner“ fühlt sich vom „Alten“ ausgenutzt.
- Der ehemals nette Partner wird plötzlich unangenehm.
- Das Zahnarztehepaar trennt sich und streitet darüber, wer in der Praxis verbleibt.
- Die geschiedene Ehefrau will mehr Geld, als die Praxis hergibt.
In den meisten dieser Fälle ist das „Kind bereits im Brunnen“. Dann ist es ganz wichtig, sich Hilfe von außen zu holen. Der Mediator vermittelt allparteilich zwischen den Parteien und sorgt mit Hilfe einer empathischen Kommunikation (auch gewaltfreie Kommunikation genannt) dafür, dass Konfliktherde nach einer Bedürfnisklärung beseitigt werden können. Die Mediation wirkt also am Problem direkt, aber auch präventiv dadurch, dass mit der Klarheit aller Beteiligten über die Bedürfnisse aller Beteiligten das Konfliktpotenzial deutlich verringert wird. In dem oben genannten Kommunikations- und Mediationsworkshop werden die Grundlagen hierzu erklärt, damit eine gute, kommunikationsstarke Führung im Hinblick auf einen nachhaltigen Praxiserfolg möglich wird.
Der Originalbeitrag ist im Niedersächsischen Zahnärzteblatt (NZB, Ausgabe 3/2019 | Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN) ) erschienen.
Mehr Artikel von Prof. Dr. Thomas Sander finden Sie auf unserer Internetseite – zu den Publikationen >>